Kunst, die den Amazonas-Regenwald und die Gletscher Grönlands verbindet

Stürme, Dürren, Überschwemmungen – der Klimawandel hat jeden Freitag Tausende von Studenten auf die Straße getrieben. Aber wie gehen Künstler mit dem Thema um? Die Fotografin Barbara Dombrowski hat ihren eigenen Weg eingeschlagen.

Ein einsamer Gletscher in Ostgrönland. Davor sieht man die Gesichter der Ureinwohner im Regenwald. Das Eiswasser reflektiert ihre Gesichter. Die seltsame Szene, die in einem Foto festgehalten wird, wirkt sowohl künstlich als auch bedrückend zugleich.

Das Bild ist Teil der Ausstellung “Tropisches Eis” der Hamburger Fotografin Barbara Dombrowski. Die Künstlerin fotografiert Menschen an einem Ort und bringt die gedruckten Fotos dann zum anderen, wo sie dann ihre Bilder fotografiert. So zeigt “Tropic Ice” Menschen in zwei Klimazonen, die sich kaum voneinander unterscheiden könnten: Grönland im ewigen Eis und im Amazonas-Regenwald.

Dombrowski will den von der Klimakrise am unmittelbarsten Betroffenen eine Stimme geben. Dennoch ist sich die Fotografin bewusst, dass ihre Arbeit nur begrenzte Auswirkungen auf den Menschen haben kann: “Katastrophenbilder könnten uns Angst machen, aber sie betreffen uns nicht wirklich.” Vielmehr will sie durch ihre Kunst den Dialog “fördern”, indem sie Werke schafft, die zunächst für Verwirrung sorgen, aber auch die Geschichte des Klimawandels erzählen und Menschen aus dem Norden und dem Süden verbinden.

Die Klimakrise hautnah erleben

Während ihres Projekts berichteten die Grönländer Dombrowski von den Fischen, die ihre Wanderrouten änderten, den Robben, die sich weiter nördlich niederließen und den Wintern, die ungewöhnlich warm wurden.

Die Indigenen im Amazonasgebiet berichteten auch über Veränderungen der Niederschläge – zum Beispiel Hagel: “Sie wussten es überhaupt nicht”, betont der Künstler, “was bedeutet, dass es vorher nicht passiert ist.”

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Ihre Beobachtungen haben es Dombrovski ermöglicht, die Auswirkungen der Klimakatastrophe direkt zu spüren, erklärt der 54-jährige Fotograf. Ihre Aufgabe wurde klar: Menschen in diesen abgelegenen Gebieten zu fotografieren und zu zeigen, dass der Klimawandel für sie längst Realität ist. “Wir müssen den Klimawandel sichtbarer machen”, sagt Dombrowski. “Kunst kann mehr sein als nur etwas Schönes.”

Was kann Kunst bewirken, was die Wissenschaft nicht kann? Wenn es um den Schutz der Umwelt geht, hat die Fotografin das Gefühl, dass sie “immer weit hinter der Wissenschaft zurückbleibt”. Aber Künstler spielen eine ergänzende Rolle, da sie frei sind, eine negative Entwicklung darzustellen “und die Zuschauer ihre eigenen Schlüsse ziehen lassen”.

Eine neue Perspektive auf die Fakten

Kunst kann die Wissenschaft unterstützen; diese inzwischen weit verbreitete Ansicht hat eine Helsinkier Universität veranlasst, ein Programm mit dem Titel “Ecology and Contemporary Art” ins Leben zu rufen.

Kunst von Klimaaktivisten findet eine weitere Plattform für Social Media, zum Beispiel unter dem von den Vereinten Nationen initiierten Hashtag #Art4Climate. Die Beiträge dieser Künstler liefern verschiedene Eindrücke, um die Zahlen und Fakten zur Klimakrise zu untermauern.

Die Idee, Kunst- und Umweltthemen zu kombinieren, um Menschen zu bewegen, ist nicht neu. Auch der Entdecker und Wissenschaftler des 18. Jahrhunderts, Alexander von Humboldt, zeichnete und malte während seiner Expeditionen und schuf Darstellungen von Arten, die in Europa bis dahin unbekannt waren.

Seit über 20 Jahren organisiert das Umweltbundesamt eine Veranstaltungsreihe “Kunst und Umwelt“, bei der Künstlerinnen und Künstler, die sich mit dem Thema beschäftigen, im Mittelpunkt stehen. Der Kunstkommissar des Projekts, Fontini Mavromati, hält es für einen guten Weg für Klimaexperten, die Probleme aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Kunst ist vielleicht nicht der beste Ansatz für Bildungszwecke, sagt er, aber sie ermöglicht es den Menschen, die Fakten in einem neuen Licht zu sehen.

Während die Klimakrise weiter fortschreitet, sieht Barbara Dombrowski jeden Tag mehr Gründe, ihr Projekt weiter voranzutreiben. Die Fotografin will ihre Ausstellung auf alle fünf Kontinente ausdehnen. “Der Klimawandel betrifft uns alle”, sagt sie, “weil kein Ende in Sicht ist.”